Migräne
Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen
Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Ca. 10 – 15 % der Bevölkerung in Deutschland leidet unter Migräne. Es leiden nicht nur Erwachsene an Migräne. Schon Klein- und Schulkinder bis zur Pubertät können betroffen sein.
Ihre ersten Migräneattacken erleiden die meisten Frauen bereits im Alter zwischen 12 und 16 Jahren, Männer zwischen 16 und 20 Jahren. Ihren Höhepunkt hat die Erkrankung in der Regel zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr.
Quellen:
Migräne ist kein einfacher Kopfschmerz, den fast jeder hin und wieder kennt.
Im Gegensatz zum Spannungskopfschmerz tritt sie anfallsartig auf und kehrt in unregelmäßigen Abständen wieder. Diese Migräneattacken treten bei einigen Patienten nur ein- oder zweimal im Jahr auf, bei anderen zum Teil täglich.
Der Migränekopfschmerz:
- ist pulsierend, pochend oder stechend
- tritt häufig einseitig auf, kann sich aber während der Attacke auf die andere Kopfseite ausdehnen
- verschlimmert sich durch körperliche Bewegung (wichtiges Unterscheidungskriterium zum Spannungskopfschmerz)
- wird meist begleitet von Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit
- kann wenige Stunden bis mehrere Tage dauern
Einige Patienten bekommen, bevor die Kopfschmerzen einsetzen, visuelle und/oder sensorische Störungen. Diese treten als Vorstufe der eigentlichen Attacke auf und werden als „Aura“ bezeichnet.
Jeder Patient hat seine eigene „Aura“. Diese kann in verschiedenen Formen auftreten z. B. mit Lichtblitzen, Doppelbildern, Sprachstörungen oder Gleichgewichtsstörungen. Aber für alle gilt, dass diese „Aura“ in der Regel nach einer Stunde vorbei ist und keinerlei Schädigungen im Hirn verursacht.
Häufig liest man im Zusammenhang mit Migräne von „Triggerfaktoren“.
Das sind innere und äußere Faktoren, die eine Migräneattacke auslösen können.
Sie sind nicht die Ursache für die Erkrankung, sie begünstigen nur die Attacke bei entsprechender Veranlagung.
Migränepatienten lernen mit der Zeit ihre persönlichen Faktoren kennen, z. B.:
- in Stresssituationen
- kein regelmäßiger Tagesablauf, Schlafdefizit
- Wetterveränderungen
- Verzehr von Schokolade, Käse, Rotwein o. ä.
- hormonelle Veränderungen
Diagnosestellung für eine wirkungsvolle Behandlung
Einer wirkungsvollen Behandlung der Migräne geht eine eindeutige Diagnosestellung voraus.
Ein Facharzt führt eine allgemeine und neurologische Untersuchung durch und orientiert sich an den diagnostischen Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft.
Hilfreich für die Diagnosestellung (oder später auch für die Therapie) ist das Führen eines Migräne-Tagebuchs oder auch Kopfschmerzkalenders. Diesen können Sie bei Ihrem nächsten Arztbesuch mitbringen und mit Ihrem Arzt diskutieren.
Medikamentöse Behandlung
Migräne schränkt die Lebensqualität eines jeden Betroffenen deutlich ein. Da es sich hier um eine chronische Erkrankung handelt, die nicht vollständig heilbar ist, ist es umso wichtiger, die einzelnen Attacken schnell „in den Griff“ zu bekommen.
Für den Patienten ist es wichtig zu lernen, wann und wie er seine Medikation einnehmen soll.
Eine Behandlung kann nur bei bestimmungsgemäßen Gebrauch der entsprechenden Medikamente effektiv sein.
Man unterscheidet bei der Migränetherapie zwischen der Akuttherapie und der Prophylaxe.
Die Akuttherapie wird im Anfall eingesetzt, um dem Patienten so schnell wie möglich Linderung zu verschaffen. Hat er jedoch sehr häufig Anfälle, macht es Sinn mit dem Facharzt über eine Prophylaxe zu sprechen und somit die Häufigkeit der Anfälle zu reduzieren.
Akut-Therapie
Mit der Akut-Therapie kann man Kopfschmerzen und die Begleitsymptomatik lindern.
Wichtig ist eine frühzeitige Einnahme!
- Therapie bei leichten bis mittleren Schmerzen: Zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Schmerzen stehen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol als freiverkäufliche Arzneimittel zur Verfügung. Für viele Migränepatienten sind sie leider nicht ausreichend, so dass Sie mit Ihrem Arzt über eine individuelle Medikation sprechen sollten.
- Therapie bei starken Schmerzen: Zur Behandlung von starken Schmerzen stehen spezielle Migränemedikament zur Verfügung, z. B. Triptane.
Triptane
Triptane eigenen sich sehr gut zur Behandlung einer akuten Migräneattacke. Sie ähneln in ihrer Struktur dem körpereigenen Serotonin, das bei einem Migräneanfall eine Schlüsselrolle spielt. Serotonin reguliert die Weite der Blutgefäße. Bei einem Anfall wird es vermehrt ausgeschüttet, dadurch kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefäße. Infolgedessen entstehen Entzündungen im Hirngewebe/-häute – die typischen Migräne-Symptome sind da. Um diesen Prozess rückgängig zu machen, müsste das Serotonin “eingreifen”, aber bei Migräne-Patienten ist der Serotonin-Haushalt nicht “im Lot”, so dass die Wirkung ausbleibt. Da Triptane eine ähnliche Struktur wie Serotonin haben, übernehmen sie dessen Aufgabe und verengen die Blutgefäße wieder auf Normalgröße – der Migräneschmerz wird gezielt behandelt.
Es ist wichtig, dass der Patient das Triptan gleich zu Beginn der Attacke einnimmt. Deshalb ist heute z.B. Naratriptan-neuraxpharm® ohne Rezept in der Apotheke erhältlich, so dass man die Migräne jeder Zeit gezielt behandeln kann.
Begleitmedikation
Da Migräneattacken fast immer mit Übelkeit einhergehen, sollten Patienten – in Absprache mit ihrem Arzt – schon während der Aura eine Behandlung mit Metoclopramid oder Domperidon beginnen.
Diese regen die Magen-Darm-Perestaltik an und schaffen die Voraussetzung, dass das Triptan schneller und besser vom Körper aufgenommen wird.
Migräne-Prophylaxe
Der Berufsverband der Neurologen und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfehlen eine medikamentöse Migräneprophylaxe, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien zutrifft:
- die Anfallsbehandlung führt zu keinem befriedigenden Ergebnis
- bei mehr als drei Migräneattacken im Monat
- die Akutmedikation wird nur schlecht oder gar nicht vertragen
- die Zahl der Anfälle nimmt zu
- an mehr als 10 Tagen im Monat werden Schmerz- oder Migränemittel eingenommen
- nach einer Migräne kommt es zu neurologischen Beschwerden, die länger als sieben Tage andauern
Ist das bei Ihnen der Fall, ist es sinnvoll, sich an einen Facharzt zu wenden und die Möglichkeit einer prophylaktischen Behandlung anzusprechen.
Wichtig ist zu wissen, dass es sich bei der Prophylaxe um eine langfristige Behandlung handelt, die die Migräne nicht komplett heilt, aber ein gutes Stück Lebensqualität zurückgeben kann.
Folgende Medikamente werden zum Beispiel für die Migräne-Prophylaxe eingesetzt:
- Betablocker: Metoprolol, Propranolol
- Antiepileptika: Valproinsäure, Topiramat
- Antidepressiva: Amitriptylin
Ihr behandelnder Arzt wird gemeinsam mit Ihnen ein geeignetes Medikament finden.