Parkinson
Parkinson tritt immer häufiger auf!
Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, welche als deutliches Symptom die Kontrolle des Bewegungsapparates beeinträchtigt. Man bezeichnet sie auch umgangssprachlich als „Schüttellähmung“. Zu den typischen Symptomen gehören u. a. Bewegungsarmut, Muskelsteifheit, Gleichgewichtsstörungen und das bekannte Zittern.
Morbus Parkinson gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, die vor allem Menschen mit einem höheren Lebensalter betrifft.
In Deutschland gibt es derzeit ca. 250.000 – 280.000 Betroffene. Die Tendenz ist aufgrund der Altersstruktur steigend.
Bei der Diagnosestellung sind die meisten Erkrankten zwischen 50 und 60 Jahre alt, nur ca. 5 – 10 % der Betroffenen sind unter 40 Jahre.
Die Wahrscheinlichkeit an Parkinson zu erkranken, nimmt mit steigendem Alter zu ca. – 3 % aller 80- Jährigen leiden an Morbus Parkinson.
Es gibt verschiedene Formen des Parkinson-Syndroms. Auf den folgenden Seiten geben wir Ihnen Informationen rund um das idiopathische Parkinson-Syndrom, das mit 75 % zu den am häufigsten auftretenden gehört. Idiopathisch bedeutet, dass es ohne bekannte äußere oder genetische Ursache auftritt.
Verlust an Nervenzellen
Morbus Parkinson gehört zu den neurodegenerativen Erkrankungen, d. h. es ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, die mit einem Verlust an Nervenzellen im Gehirn einhergeht.
Die Nervenzellen sterben im Bereich der sogenannten Substantia nigra ab.
Die Substantia nigra ist in das extrapyramidalmotorische System eingegliedert und setzt den Botenstoff Dopamin frei. Dopamin hat eine entscheidende Rolle beim Bewegungsverhalten des Menschen. Es reguliert den ganzen Bewegungsablauf und damit die Muskelanspannung und -entspannung.
Sterben nun die Zellen in der Substantia nigra ab, kommt es zu einem Dopaminmangel und in der Folge zu Beeinträchtigungen im Bewegungsmuster. Dieses Absterben passiert nicht von heute auf morgen, erst wenn der Dopamin-Gehalt auf 70-80 % gesunken ist, treten die ersten Parkinson-Symptome auf. Da der Dopaminmangel eine wichtige Rolle bei der Erkrankung spielt, ist er auch ein wichtiger Ansatzpunkt für die medikamentöse Therapie.
Warum es zu diesem Absterben der Nervenzellen kommt, ist bis heute leider nicht vollständig geklärt.
„Älterwerden“ oder Parkinson?
Parkinson hat man nicht von heute auf morgen. Die Symptome aufgrund des entstehenden Dopaminmangels entwickeln sich allmählich und die ersten Anzeichen bringt man in der Regel nicht mit Parkinson in Verbindung. Da es eine Krankheit des höheren Lebensalters ist, schiebt man vieles aufs „Älterwerden“ und es kommt einem gar nicht in den Sinn, dass eine neurologische Erkrankung dahinterstecken könnte. Den Weg zum Neurologen schlagen die wenigsten ein, nur weil man sich kraftlos fühlt und die Schulter mal wieder nach dem Schlafen zwickt. Dabei sind das häufig die ersten Symptome und je schneller man zum Arzt geht, desto eher wird eine Therapie eingeleitet, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.
Zu den typischen Frühsymptomen gehören u.a.:
- Riechstörungen: kommen bei ca. 80 % der Parkinsonpatienten vor, v.a. bei Oregano und Vanille
- Einseitige Schulter-Arm-Schmerzen am Morgen
- Psychische Auffälligkeiten, wie z. B. Depressionen, Schlafstörungen, Antriebsverlust
- Starke Ermüdbarkeit und Kraftlosigkeit
- Veränderung des Schriftbildes
Mit dem Fortschreiten der Erkrankung treten vier Hauptbeschwerden auf, sie werden auch Kardinalsymptome genannt:
- Bewegungsarmut (Akinese)
- Muskelversteifung (Rigor)
- Zittern in Ruhe (Ruhetremor)
- Verminderte Stabilität der Körperhaltung (Posturale Instabilität)
Bewegungsarmut (Akinese):
Die Akinese gehört zu den wichtigsten Kriterien für das Vorliegen eines Parkinson-Syndroms. Sie tritt nicht andauernd auf, sondern häufig unvorhersehbar. Dies ist für den Betroffenen besonders belastend, denn in der einen Minute kann er seine Arme und Beine ganz normal bewegen, in der anderen nur noch nach einer gewissen Verzögerung.
Muskelversteifung (Rigor):
Beim Rigor sind die Muskeln unwillkürlich angespannt. Die Bewegung ist dadurch deutlich eingeschränkt und führt oft auch zu Muskelschmerzen beim Betroffenen. Nach außen sichtbar sind Beugungen im Ellenbogengelenk, Rumpf, Nacken und später auch in den Kniegelenken.
Versuchen Angehörige die betroffenen Körperteile zu bewegen (passive Bewegung) tritt das sogenannte Zahnradphänomen auf. Das bedeutet, dass die Bewegung abgehackt und nur gegen einen erhöhten Widerstand ausführbar ist.
Zittern in Ruhe (Ruhetremor):
Das ist ein Symptom, das die meisten mit Parkinson in Verbindung bringen – das unwillkürliche Zittern der Hände. Es kommt bei fast 75 % aller Patienten mit idiopathischem Parkinson vor. Es ist am Anfang meist nur einseitig, im späten Stadium können dann auch beide Seiten betroffen sein.
Verminderte Stabilität der Körperhaltung (Posturale Instabilität):
Ein Parkinsonpatient hat, vor allem bei unvorhergesehenen Bewegungen, seinen Körper „nicht mehr im Griff“ und zeigt dadurch eine Gangunsicherheit. Die meisten Betroffenen haben eine gebückte Haltung, sie schlurfen beim Gehen und sind kleinschrittig. Im späten Stadium kann es dann zum sogenannten „Freezing“ kommen, d.h. die Betroffenen können sich überhaupt nicht mehr vorwärts bewegen und ihre Füße scheinen am Boden festgeklebt zu sein.
Diagnose mittels Fragenkatalog
Die Diagnosestellung des idiopathischen Parkinsonsyndroms (IPS) erfolgt in der Regel bei einem erfahrenen Facharzt mittels eines ausführlichen Gesprächs und einer körperlichen und neurologischen Untersuchung.
Er stellt Fragen zu:
- Beginn und Dauer der Symptome
- Störungen in der Riechfunktion
- Obstipation
- Schulter-Arm-Schmerzen
- Veränderungen im Schriftbild
- Krankenvorgeschichte
- Medikamenteneinnahme
Bei diesen Fragen orientiert sich der Arzt an die sogenannte UPDRS „Unified Parkinson`s Disease Rating Scale“. Dieser Fragenkatalog ist sehr umfangreich und erfasst alle wichtigen Aspekte der Erkrankung. Auch im Verlauf der Behandlung wird der Arzt ca. einmal im Jahr die Fragen mit dem Betroffenen durchgehen, um die Therapie und das Stadium der Erkrankung beurteilen zu können.
Um die Diagnose abzusichern bzw. andere Erkrankungen sicher auszuschließen, können bildgebende Verfahren wie z. B. CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanztomografie) erfolgen.
Ein weiterer wichtiger Test zur Diagnostik von IPS ist der L-Dopa-Test. Da die Symptome bei Parkinson-Betroffenen eine Folge des Dopaminmangels sind, bessern sich diese nach Gabe von L-Dopa (Vorstufe des Dopamins) innerhalb einer Stunde. Dieses „Ansprechen“ ist eine Bestätigung des Arztes für seine Diagnose.
Parkinson ist bis heute leider nicht heil-, aber gut behandelbar.
Mit einer adäquaten Therapie kann man den Krankheitsverlauf verzögern und so dem Betroffenen so lange wie möglich seine Selbstständigkeit erhalten und damit Lebensqualität schenken.
Es gibt verschiedene Medikamente und unterstützende nichtmedikamentöse Verfahren, die heute zur Behandlung eingesetzt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt die Therapie zu beginnen, wenn:
- Beeinträchtigungen im Beruf oder den wesentlichen Aktivitäten des täglichen Lebens führt
- soziale Einschränkungen eingetreten sind oder
- eine Minderung der Lebensqualität spürbar ist
Es ist wichtig, dass Patient und Arzt vor Therapiebeginn persönliche Therapieziele festlegen, das können zum Beispiel sein:
- Erhalt der Berufsfähigkeit
- Symptomverbesserung
- Erhalt der Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens
- Vermeidung von Medikamenten-Nebenwirkungen durch späteren Therapiebeginn
- etc.
Der Arzt leitet daraufhin eine individuelle Therapie ein.
Medikamentöse Therapie
Der Arzt und der Patient haben vor Beginn der Therapie persönliche Therapieziele festgelegt. Dies ist eine wichtige Grundlage für die Auswahl der Medikation. Daneben berücksichtigt der Arzt auch noch das Alter des Patienten, das Krankheitsstadium und das Beschwerdebild.
Es stehen verschiedene Medikamente mit unterschiedlichen Wirk- und Nebenwirkungsprofilen zur Verfügung, die ganz gezielt vom Arzt eingesetzt werden können.
Dopaminagonisten
Es gibt heute in Deutschland verschiedene Dopaminagonisten auf dem Markt. Sie ähneln in ihrer chemischen Struktur dem Dopamin und stimulieren im Körper die Dopamin-Rezeptoren.
Sie werden heute meist zu Beginn als Mono-Therapie eingesetzt, im weiteren Verlauf der Erkrankung häufig in Kombination mit L-Dopa um dessen Dosis so gering wie möglich halten zu können.
Man unterscheidet zwischen den heute kaum noch eingesetzten Ergot-Substanzen (Bromocriptin, Lisurid, alpha-Dihydroergocriptin, Pergolid und Cabergolin) und den gängigeren Nicht-Ergot-Substanzen (Piribedil, Rotigotin, Ropinirol und Pramipexol). Sie unterscheiden sich in ihrer Wirkdauer, ihrem Wirkeintritt und ganz entscheidend auch in ihrem Nebenwirkungsprofil.
Bei den Ergot-Substanzen ist es zum Beispiel wichtig, vor Beginn der Therapie eine gründliche Untersuchung beim Kardiologen zu haben, um mögliche Herzschädigungen auszuschließen.
Auch während der Behandlung ist eine regelmäßige halbjährliche Kontrolle dringend erforderlich, um mögliche Komplikationen rechtzeitig zu erkennen.
Bei den Non-Ergot-Substanzen ist es wichtig zu wissen, dass es zu einer extremen Tagesmüdigkeit kommen kann, die dazu führt, dass man z. B. nicht mehr Autofahren oder Maschinen bedienen kann. Für Berufstätige ist dies ein wichtiger Punkt.
Ihr Arzt hat durch die Vielfalt der Dopaminagonisten die Möglichkeit, ein für den Patienten am besten verträgliches und wirksames Medikament zu finden.
Levodopa
Levodopa ist das potenteste Medikament zur Behandlung des Parkinson-Syndroms. Es wird in der Mono- und Kombinationstherapie eingesetzt.
Levodopa ist eine Vorstufe des Dopamins. Die Nervenzellen nehmen es auf und können daraus das fehlende Dopamin bilden. Dopamin selber kann man leider nicht geben, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Damit das Levodopa auch seinen „Zielort“- die Nervenzellen – unbeschadet erreicht und nicht schon vor der Blut-Hirn-Schranke zu Dopamin umgewandelt wird, ist es an so genannte Decarboxylasehemmer gebunden. Diese sind Carbidopa oder Benserazid. Die Kombination mit einem von beiden hilft zudem die Levopa-Dosis zu verringern und damit auch die mit der Gabe verbundenen Nebenwirkungen.
Levodopa ist zu Beginn der Erkrankung sehr gut wirksam, doch im Verlauf können die Symptome wieder auftreten und die Dosis muss möglicherweise erhöht werden.
Leider ist die Therapie mit Levodopa nicht ganz unproblematisch. Als eine wichtige Nebenwirkung sind Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) zu nennen. Sie lassen sich in der Regel durch eine Verringerung der Levodopa-Dosis bessern, was aber wiederum meist zu einem erneuten Auftreten der Parkinson-Symptome führt. Ein enges Arzt-Patienten-Verhältnis ist hier ungemein wichtig, um die noch wirksame Dosis zu finden, die noch keine Dyskinesien auslöst.
MAO-B-Hemmer
Das von den Nervenzellen freigesetzte Dopamin wird durch das Enzym MAO-B abgebaut. Um die Dopamin-Konzentration im Gehirn zu erhöhen, kann man durch so genannte MAO-B-Hemmer diesen Abbau stören. Sie werden vor allem im frühen Stadium in der Monotherapie eingesetzt um den Behandlungsbeginn einer dopaminergen Therapie zu verzögern.
In Deutschland sind Selegilin und Rasagilin zugelassen.
COMT-Hemmer
Dopamin und Levodopa wird unter anderem auch durch das Enzym Catechol-O-Methyl-Transferase abgebaut. Durch die Gabe von so genannten COMT-Hemmern wird dieser Abbau gehemmt. Da sie immer in Kombination mit Levodopa gegeben werden, erhöht sich die Verfügbarkeit von Levodopa am Wirkort und somit die Dopaminkonzentration. Entacapon und Tolcapon sind in Deutschland zur Behandlung zugelassen.
Es gibt noch weitere Medikamente, die zur Behandlung eingesetzt werden – falls Sie Betroffener oder Angehöriger sind, sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt über eventuelle Behandlungsmöglichkeiten.
Da die Therapie leider von vielen Nebenwirkungen geprägt ist, stellt sich die Frage wann man mit der Therapie beginnen soll und mit welchem Wirkstoff. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hat folgende Empfehlungen erarbeitet:
Für Patienten unter 70 Jahre ohne schwere Begleiterkrankungen:
- Beginn mit einem Dopamin-Agonisten (Therapie der ersten Wahl) als Monotherapie
- Bei sehr milden Ausprägungen Beginn mit einem MAO-B-Hemmer oder Amantadin als Monotherapie
- wenn die Wirkung nicht mehr ausreicht, zusätzliche Gabe von Levodopa in möglichst geringer Dosis
Für Patienten über 70 Jahre oder für Patienten mit schweren Begleiterkrankungen:
- Beginn mit Levodopa mit möglichst geringer Dosis
Nichtmedikamentöse Therapie
Die nichtmedikamentöse Therapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil in der Behandlung des Parkinson-Syndroms. Im Verlauf der Erkrankung leiden vor allem das Bewegungsverhalten und die Sprachfähigkeit des Betroffenen, die durch Physiotherapie und Logopädie länger erhalten werden können.
Physiotherapie
Die Physiotherapie ermöglicht durch gezielte Übungen Fehlhaltungen des Körpers zu vermeiden, die zu einer zusätzlichen Bewegungseinschränkung führen können, und wirkt sich zudem positiv auf die gesamte Beweglichkeit aus. Ein erfahrener Physiotherapeut wird zusammen mit dem Patienten ein Programm entwickeln, dass er zum Teil auch täglich alleine zu Hause durchführen kann. Die Erfahrung zeigt, dass regelmäßige Bewegung den Krankheitsprozess „entschleunigen“ kann.
Der Betroffene sollte versuchen, so lange wie möglich in Bewegung zu bleiben und auch neben der gezielten Physiotherapie Sport zu treiben – gerade Nordic Walking bietet sich an, um den Behandlungsprozess zu unterstützen.
Logopädie
Eine leise, verwaschene Sprache gehört zu den ersten Symptomen einer Parkinson-Erkrankung.
Hier setzt die Logopädie ein. Mit gezielten Übungen werden die Muskeln des Stimmvolumens und die Atemtechnik trainiert. Auch hier gibt es spezielle Übungen, die der Betroffene zu Hause durchführen kann und somit länger am aktiven, sozialen Leben teilhaben kann.
Es gibt noch viele verschiedene nichtmedikamentöse Therapieverfahren, die der Arzt individuell mit dem Betroffenen besprechen kann. Es ist wichtig, dass der Betroffene etwas tut – zum einen um so lange wie möglich beweglich zu bleiben, aber zum anderen auch, damit er sich nicht einfach aus dem sozialen Leben zurückziehen kann. Die Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte stellt ebenfalls ein wichtiges Standbein in der Therapie dar.
Krankheitsverlauf
Parkinson ist nicht heilbar, jedoch sehr gut therapierbar.
Durch die heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten ist ein weitgehend normales Leben möglich. Es ist wichtig den richtigen Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn zu finden – nämlich dann, wenn die Krankheit anfängt, den persönlichen Alltag einzuschränken und um begleitend zur medikamentösen Therapie körperlich aktiv zu bleiben.
Mit einer aktiven und gesunden Lebensweise hat der Betroffene annähernd die gleiche Lebenserwartung, wie ein gesunder Mensch.
Möchten Sie noch mehr über das Krankheitsbild des Parkinsonsyndroms erfahren?
Hier finden Sie weitere wichtige und hilfreiche Adressen im Internet.
Kompetenznetz Parkinson
www.kompetenznetz-parkinson.de
Berufsverbände und Fachgesellschaften von Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie
www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de
Deutsche Parkinson Vereinigung e. V..
www.parkinson-vereinigung.de